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Fanfiction

Fantastische Tierwesen und was aus ihnen werden kann... - Das geheimnisvolle Buch

von Laurien87

Das geheimnisvolle Buch - Kapitel 6


Einige Wochen waren seit Minas letztem Aufeinandertreffen mit Professor Snape im Büro des Schulleiters vergangen. Eine Zeit, in der Mina alles andere als untätig geblieben war. Nach einigen Tagen Erholung bei ihrem Feenstamm hatte sich die kleine Prinzessin zu einer kleinen Gruppe Irrgräser auf einer Lichtung im Wald aufgemacht. Die von Natur aus dem Menschen gegenüber recht garstigen kleinen Wesen, entsprachen ihrer aktuellen Körpergröße noch am ehesten. Sich in diesem Zustand dem Rudel Mantikore zu nähern, wäre wohl vergebene Mühe gewesen. Dennoch war das Treffen alles andere als erfolgsversprechend abgelaufen. Zwar waren die Irrgräser ihr gegenüber freundlich und zugewandt gewesen, aber ihr Unverständnis über eine mögliche Annährung an die Menschen, die ihnen im Laufe der letzten Jahrhunderte immer mehr an Territorium weggenommen hatte, blieb auch nach dem Gespräch noch deutlich. Die kleinen Wesen waren immer noch der Ansicht, dass es keine freundlichen Menschen gab. Mina war lediglich besorgt, dass wenn nicht sie diejenige war, die die Irrgräser vom Gegenteil überzeugen konnte, der dunkle Lord einen Weg finden würde, um sie von seinen Absichten zu überzeugen.
Resigniert war Mina zu ihrem Stamm zurückgekehrt. Doch die Waldgeister und die alte Baumelfe, die sie wegen ihrer Verwandlungshemmung um Rat fragte, hatten auch keine Erklärung für sie. Und so hallten ihr wieder Dumbledores Worte im kleinen Kopf nach: „Professor Snape ist genau der Richtige für Ihr Problem, davon bin ich nach wie vor überzeugt!“

Severus Snape war felsenfest überzeugt gewesen, dass er die kleine, lästige Fee schon nach wenigen Tagen aus seinen Gedanken würde löschen können. Er hatte seine Aufzeichnungen über sie und die Phiole mit der winzigen Blutprobe in seine Schreibtischschublade geschlossen und somit alles, was ihn an dieses Wesen erinnerte aus seinem Blickfeld verbannt. Die Schule hatte wieder begonnen, der Unterricht zog sich schleppend dahin und die Schüler kamen dem Tränkemeister von Jahr zu Jahr unintelligenter und oberflächlicher vor. Die nicht sonderlich akute aber dennoch über allem schwebende Gefahr durch den dunklen Lord hatte bei den Jugendlichen offensichtlich zu einer Art Vergnügungssucht geführt, wie er griesgrämig festgestellt hatte. Es wurde mehr gefeiert, mehr gequatscht und Hausaufgaben schienen keinen besonders hohen Stellenwert mehr zu genießen. Zu allem Überfluss schien Albus Dumbledore diesen Unsinn auch noch zu unterstützen. Der Einbruch in sein Büro hingegen schien vom Schulleiter nicht weiter verfolgt zu werden. Nachdem man den Käfig auf der Jungentoilette im 3. Stock gefunden hatte, war eine Ansage in allen vier Häusern gemacht worden, in der auf die Illegalität dieses Aktes hingewiesen worden war, aber weitere Konsequenzen schienen nicht zu folgen.
Snape hingegen machte sich sein eigenes Bild. Er betrachtete seine Schüler von nun an noch misstrauischer, verteilte höhere Punktabzüge und schien mit seiner schlechten Laune ein absolutes Kontrastprogramm zum warmen Spätsommer zu bilden.
Den Gedanken an Mina Summer wurde der Tränkemeister dennoch nicht los. Dabei redete er sich durchgehend ein, dass es lediglich daran liegen würde, dass sie ein Rätsel darstellte, das er bisher nicht lösen konnte. Außerdem hatte Dumbledore schon Recht: Sie konnte im Kampf gegen den dunklen Lord tatsächlich zu einer wichtigen Verbündeten werden. Auf jeden Fall, so sagte sich der Tränkemeister immer wieder, liegt es nicht daran, IHR einen Gefallen zu tun. Mit dieser Einstellung war er einigermaßen zufrieden und machte sich nach einigen Tagen auf den Weg in die Bibliothek. In der verbotenen Abteilung hatte er zwar schon halbherzig in einige Bücher gesehen, aber es konnte nicht schaden, sich ein weiteres Mal damit zu beschäftigen. Als er den dunklen Gang mit den verbotenen Büchern erreichte hatte und mit dem Finger über einige Buchrücken fuhr, um sie vom Staub zu befreien, hörte er ein leises Räuspern, das aus dem nächsten Gang zu kommen schien. Als Severus in den Gang hineinlugte, sah er niemanden. Aber auf einem kleinen Tisch brannte eine flackernde Kerze. Noch bis vor kurzer Zeit schien hier jemand gesessen und gelesen zu haben, denn im Schein des Lichtes lag ein altes Buch aufgeschlagen. Severus trat näher. Eigentlich war er nicht neugierig aber er hatte die Vermutung, dass jemand soeben fluchtartig die Bibliothek verlassen hatte. Wohlmöglich weil er jemanden gestört hatte? Vielleicht war es ein Schüler gewesen, der sich heimlich in der verbotenen Abteilung zu schaffen gemacht hatte. Snape nahm das Buch in die Hand und betrachtet den Umschlag. „Emotionale Kohärenz und expressive Befreiung“ stand auf dem dunklen Einband.
Snape zog eine Augenbraue hoch. Er traute keinem seiner Schüler zu, so ein Buch zu lesen. Aber was hatte es damit auf sich? Es schien keine Zaubersprüche, Trankrezepte oder schwarzmagische Themen zu behandeln und somit für einen Schüler nicht unmittelbar gefährlich zu sein, dennoch ließ Snape es unter seinem Umhang verschwinden.
In seinen privaten Räumen im Kerker angekommen, ließ er sich auf dem schwarzen Ledersessel vor dem Kamin sinken. Seine erneuten Recherchen hatten absolut zu keinem neuen Ergebnis geführt. Die wenigen vorhandenen Publikationen über Feen kannte er bereits und über Verwandlungszauber und magische Tierwesen standen nur die üblichen Standartwerken in den Regalen.
Als Snape sich über seinen schwarzen Umhang strich, spürte er erst wieder, dass er ja noch ein weiteres Buch eingesteckt hatte. Er zog es hervor und betrachtete interessiert den Einband. Nun hatte er mehr Licht als in der schummrigen Bibliothek. Normalerweise hätte er ein solches Buch niemals in die Hand genommen. Es sah ihm zu sehr nach Muggelpsychologie aus. Aber wo er es jetzt schon vor sich liegen hatte, begann er ein wenig darin zu lesen. An einer Stelle schien jemand durch ein kleines Eselsohr eine Seite markiert zu haben. Snape lehnte sich zurück und seine schwarzen Augen flogen über die Zeilen.

Mina Summer hatte sich schweren Herzens dazu entschieden, nach Hogwarts zurückzukehren. Zwar verspürte sie nicht im Geringsten Lust, Professor Snape wiederzusehen, aber er schien nach wie vor ihre einzige Hoffnung zu sein. Es dämmerte bereits, als Mina durch ein geöffnetes Korridorfenster in den zweiten Stock flog. Ihr angeborener Orientierungssinn half ihr, sich schnell zu Recht zu finden. Zum Glück waren nur sehr wenige Schüler noch auf den Gängen unterwegs, sodass Mina unbemerkt in die Kerkergewölbe gelangen konnte. Vor Snapes Bürotür angekommen, atmete die kleine Fee noch einmal tief durch. Wie würde er nur reagieren? Hatte sie eine Chance weiterhin auf seine Hilfe zu hoffen? Mina hasste ihre Situation. Auf das wohlwollen dieses selbstgerechten und maßlos arroganten Menschen angewiesen zu sein, war ihr mehr als unrecht. Zaghaft hob sie eine Hand und klopfte vorsichtig gegen die Tür zu seinem Büro.
In dem Moment, in der ihre kleine Hand das dunkle Holz berührte, spürte Mina einen heftigen Schlag. Als hätte ihr jemand mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen, taumelte sie einen knappen Meter rückwärts durch die Luft. Atemlos rang sie nach Luft. Was war das denn? Ungläubig starrte sie an die Tür. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte Mina vermutet, dass sie soeben Opfer eines heftigen Stromschlags geworden sein musste. Aber wie konnte das sein? Das Holz der Tür schien wie immer und sie traute sich kaum, einen zweiten Versuch zu wagen und erneut anzuklopfen.
Das schien jedoch auch gar nicht nötig zu sein, denn im nächsten Moment wurde die Tür vehement geöffnet.
Severus Snape war höchst persönlich aufgestanden und stand nun in der offenen Tür.
„Was…was… war das?“, Mina war immer noch etwas benommen von dem unerwarteten Schlag.
„Ahh, Miss Summer“, schnarrte die dunkle Stimme des Tränkemeisters, „wie gefällt Ihnen mein neuer Schutzzauber?“
Mina flog ein bisschen näher an Snape heran. Sein amüsierter Blick ließ sie innerlich schon wieder kochen. Freute es ihn etwa, dass sie soeben einen Schlag durch seine Tür bekommen hatte?
„Professor Snape, ihr neuer Schutzzauber ist ja lebensgefährlich! Der Stromschlag hätte mich fast umgebracht!“, sie stemmte mal wieder die kleinen Hände in die Hüfte.
„Gefährlich für Tierwesen, das mag sein. Menschen verspüren nur ein kurzes Zucken in der Hand. Aber ich werde von nun an immer informiert, sobald sich jemand an meiner Tür zu schaffen macht“, sagte er ölig.
Mina schluckte ihre Wut hinunter. Es lohnte sich wohl kaum eine Diskussion mit ihm zu beginnen. Immerhin wollte sie ja etwas von ihm.
Vorsichtig räusperte sie sich:
„Professor Snape, ich… ehm… ich habe mich gefragt, ob Sie zufällig eine Lösung für mein… nunja… für mein kleines Problem gefunden haben…“
Snape schaute das winzige Wesen abschätzig an. „Miss Summer“, seine Stimme klang etwas bedrohlich, ruhig und unheilverkündend, „wie ich Ihnen nach unserem letzten Zusammen treffen wohl recht eindeutig mitzuteilen versuchte, sind Sie und ihre „Probleme“ in meinen Räumlichkeiten nicht mehr erwünscht.“ Mina schluckte trocken, nahm dann aber doch noch einmal ihren ganzen Mut zusammen:
„Aber Sir, wir hatten eine Abmachung. Sie durften mich untersuchen… ich habe ihnen alles erzählt, was Sie über mich und meine Rasse wissen wollten. Sie… Sie haben versprochen, mir zu helfen!“ Ihre Stimme klang fast etwas brüchig, doch das letzte, was sie wollte, war es, vor dem eiskalten Zaubertrankmeister zu weinen.
„Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Abend!“, säuselte Snape und ehe Mina sich versah, war die Tür erneut verschlossen. Perplex schwebte die kleine Fee noch an derselben Stelle wie zuvor. Sie war fassungslos. Mal wieder war sie voller Erwartung und guter Vorsätze bei ihm aufgetaucht, doch alles schien nichts zu nützen. Ein zweites Mal an seiner Tür zu klopfen und eine erneute Demonstration seines Schutzzaubers zu spüren, wollte Mina nicht wagen. Aber nicht mit mir, dachte sie bei sich. Ich werde schon einen Weg in dieses Büro finden. Du wirst mir schon noch zuhören, Severus Snape! Unterschätze niemals eine Feenprinzessin!

Hinter der Tür war Snape still stehen geblieben. Er warf einen kurzen Blick auf das aufgeschlagene Buch auf seinem Schreibtisch. Na hoffentlich unternimmt sie bald einen neuen Versuch, dachte er bei sich und wand sich dann wieder den Aufsätzen der Erstklässler zu, die er gerade korrigiert hatte.


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Elisabeth Sparrer, Abendzeitung