von Laurien87
Kapitel 8
„… und nun sehen Sie das Ergebnis, Sir. Ich weiß zwar nicht genau, wie es auf einmal geschehen ist, aber meine Verwandlung ist ja wohl nicht zu übersehen!“, Mina lächelte den Schulleiter glücklich an. Albus Dumbledore hatte sich von seinem Sessel erhoben und schaute nun mit strahlenden Augen von Mina zu Severus. Sein Blick blieb vielsagend auf seinem Tränkemeister ruhen. Snape schaute undurchdringlich zurück. Er hatte während Minas ausführlichem Bericht geschwiegen und sich im Hintergrund gehalten. „Ich muss Ihnen beiden wirklich ein Kompliment aussprechen! Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, aber dass die Lösung für das Problem so schnell gefunden wurde, erfreut mich außerordentlich. Jetzt bleibt zunächst nur eine Frage“, er wandte sich nun wieder der Fee zu, „Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus, Miss Summer?“ Mina überlegte einen Moment. Dann warf sie einen kurzen Seitenblick auf Snape und erwiderte dann: „Ich bin Professor Snape zwar wirklich dankbar, dass ich endlich wieder meine menschliche Gestalt zurückhabe, aber so ganz traue ich dem Frieden nicht. Ich würde mich ungern gleich wieder zurückverwandeln, ehe nicht wenigstens einige wichtige Gespräche geführt worden sind.“
„Wir würden uns äußerst glücklich schätzen, wenn Sie so lange unser Gast bleiben. Zu Ihrem Stamm werden Sie wohl bei Ihrer Größe erstmal nicht zurückkehren, vermute ich.“ Snape rollte mit den Augen. Die ewige Gastfreundschaft des Schulleiters durchkreuzte seine Pläne, der hübschen Fee und somit seinen merkwürdigen Gedanken an sie von nun an aus dem Weg zugehen. Mina hingegen schien der Vorschlag sehr zu gefallen.
„Das ist ein sehr großzügiges Angebot, Sir. Ich würde mich glücklich schätzen, noch etwas länger hier zu bleiben. Außerdem habe ich auch noch meinen Teil der Abmachung zu erfüllen.“, sie zwinkerte Snape zu, was dieser mit einem abschätzenden Schnauben quittierte.
„Wenn ich noch eine Bitte äußern dürfte,“, fügte sie hinzu und biss auf ihre Unterlippe, „Meinen Sie, es würde sehr stören, wenn ich bei einigen Unterrichtsstunden zuschauen würde? Es interessiert mich wirklich sehr, was Menschenkinder an so einer Schule alles lernen können.“
Dumbledore nickte eifrig. „Das sollte überhaupt kein Problem darstellen. Alle Lehrer werden sie zu gerne in ihrem Unterricht willkommen heißen. Sie können sie vielleicht sogar mit einem anderen Blick auf die Magie beraten.“
Snape räusperte sich nun vernehmlich.
„Meinen Sie nicht, dass der Unterricht nur etwas für Menschen ist und wir nicht jedes beliebige Tierchen einladen sollten, daran teilzunehmen?“
„Aber Severus, davon kann doch gar keine Rede sein. Gerade in den Fächern Kräuterkunde, Pflege magischer Geschöpfe und Zaubertränke wird Miss Summer sicher eine Bereicherung sein!“
Und Mina, die seine ewigen Provokationen nicht auf sich beruhen lassen wollte, fügte mit zuckersüßer Stimme hinzu: „Keine Sorge, Professor Snape. Ich werde Ihnen die Ratschläge zu Ihrem Unterricht selbstverständlich nicht in Anwesenheit der Schüler geben.“ Geradezu anerkennend nahm sie seinen vernichtenden Blick zur Kenntnis. So böse war sie tatsächlich noch nie angesehen worden, dachte sie lächelnd und irgendwo in ihr spürte sie die Herausforderung, das Spiel zwischen Ihnen weiterzutreiben und zu ihren Gunsten zu entscheiden. Mina wusste nur zu Gut, welche Wirkung ihre menschliche Erscheinung haben konnte. Ähnlich einer Veela war ihr Aussehen darauf programmiert, betörend auf menschliche Wesen zu wirken. Sie selbst konnte den Effekt allerdings beeinflussen und auch wenn sie diese Gabe nur selten einsetzte, hatte sie doch das Gefühl, dass es bei diesem speziellen Mann ein großer Spaß werden könnte, ihn etwas aus dem allzu starren Konzept zu bringen.
Dumbledore hatte dem kurzen Schlagabtausch der beiden amüsiert gelauscht und wand sich nun an das Portrait einer alten Dame neben sich an der Wand. „Entschuldigen Sie, Mrs. Sinclair, wären Sie so gütig und würden Mr. Filch in mein Büro schicken?“ Die Dame nickte lächelnd und verschwand aus ihrem Rahmen. Dumbledore sprach indes weiter: „Unser Hausmeister, Mr. Filch wird Sie in ein Gästezimmer im Südflügel begleiten. Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, lassen Sie es mich bitte wissen.“ Wenige Augenblicke später kam Filch mit seiner Katze Mrs. Norris auf dem Arm in das Büro des Schulleiters geeilt. Abrupt blieb er stehen, als er das übernatürliche Wesen in der Mitte des Raumes erblickte. Sein breites und etwas dümmliches Lächeln entblößte seine schlechten Zähne und seine reichlich unbeholfene Verbeugung ließ sogar Snapes Mundwinkel für den Bruchteil einer Sekunde leicht zucken.
„Angus, würden Sie Miss Summer bitte auf ihr Zimmer begleiten?“
Filch räusperte sich, nickte dann und ließ Mina mit einer auffordernden Geste als erste durch die Bürotür gehen. Das einschmeichelnde und anbiedernde Verhalten des Hausmeisters missfiel Snape außerordentlich. Er verfolgte Mina mit den Augen. Ihre anmutige Schritte schienen dem Raum einen edlen Glanz zu verleihen, ihre kastanienbraunen Haare flogen leicht und der Duft nach Jasmin… . Severus schüttelte energisch den Kopf und versuchte damit auch alle seine merkwürden Gedanken an diese Fee abzuschütteln.
Als Mina und Filch das Büro verlassen hatte, sah Dumbledore den Tränkemeister erwartungsvoll an. Snape griff in seine Umhangtasche und zog das Buch hervor, das er vor einigen Wochen in der Bibliothek gefunden hatte. Er legte es auf den großen Schreibtisch des Schulleiters.
„Gehe ich Recht in der Annahme, dass ich die Inspiration für Miss Summers Verwandlung Ihnen zu verdanken habe?“, schnarrte er und schaute den Direktor mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Dumbledores Augen blitzen. „Ich werde es nicht abstreiten, Severus. Dass Miss Summers Zustand mit einer emotionalen Blockade zu tun hatte, war allerdings eine reine Vermutung von mir. Dir ist inzwischen wohl auch durchaus bewusst, warum ich dich für besonders hilfreich gehalten habe.“
Snape nickte knapp: „Aus unerfindlichen Gründen waren Sie wohl der Annahme, dass Miss Summer mit meiner…“, er räusperte sich, „sagen wir mal ‚Art der Gesprächsführung‘ ein kleines Problem haben könnte. Bei einer derart sturen kleinen Person ist das allerdings auch kaum verwunderlich.“
„Wie auch immer. Du hast uns allen auf jeden Fall sehr geholfen. Einen intensiven emotionalen Ausbruch zu forcieren hat dir, wie ich mir denken kann, kaum Schwierigkeiten bereitet?“, Dumbledore schaute amüsiert über die Gläser seiner Halbmondbrille. Snape setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf: „Sagen wird mal: Sie hat es mir relativ leicht gemacht.“
Dumbledore seufzte leise. „Ich bin in jedem Fall froh, dass Miss Summer noch einige Zeit bei uns bleibt. Genau wie sie habe nämlich auch ich die Sorge, dass eine selbstbestimmte Verwandlung für sie noch nicht wieder möglich ist. Wir müssen zunächst herausfinden, was genau sie emotional derart verstört hat. Ich bitte dich, Severus, behalte weiterhin ein Auge auf sie. Sie wird in der Großen Halle neben dir sitzen. Vielleicht gelingt es dir bei den Malzeiten in einem ungezwungeneren Rahmen zu ihr Kontakt aufzunehmen und Näheres zu erfahren.“
„Natürlich“, erwiderte Severus trocken, „Wo doch jeder weiß, dass ich nicht nur der Meister der Zaubertränke, sondern auch der Meister des unverfänglichen Small-Talks bin…“
Den restlichen Tag verbrachte Snape in seinem Labor und experimentierte an neuen Trankrezepten herum. Die Einsamkeit und Ruhe in seinen kühlen Kerkerräumen entspannte ihn. Außerdem wollte er Mina nicht begegnen. Ihre Anwesenheit in seiner Nähe machte ihn fahrig und unkonzentriert, zwei Dinge, die zur falschen Zeit tödlich für ihn sein konnten.
Als er nun aber zum Abendessen in der großen Halle erschien, sah er Mina bereits am Lehrertisch sitzen. Der Platz an ihrer rechten Seite gehörte ihm. Zu ihrer Linken jedoch hatte sich Lupin niedergelassen und schien in ein angeregtes Gespräch mit der zierlichen Fee vertieft zu sein. Severus schnaubte und ging mit großen Schritten auf den Tisch zu. Schweigend setzte er sich und starrte auf seinen leeren Teller. Die Speisen waren noch nicht erschienen. Zwangsläufig schnappte er Gesprächsfetzen seiner Sitznachbarn auf.
„Das wäre wirklich wunderbar, Sir, wenn ich mir Ihren Unterricht ansehen dürfte. Im Bereich Verteidigung gegen die dunklen Künste kann ich sicher noch viel von Ihnen lernen.“, in Severus Ohren klang ihre Stimme viel zu vertraut. Sie kannte den alten Wolf schließlich erst ein paar Minuten.
„Ich werden Ihnen gleich morgen meinen Stundenplan aushändigen. Dann können Sie für sich entscheiden, ob Sie eher der Unterricht für die jüngeren oder die älteren Schüler interessiert. Aber bitte, meine Liebe, nennen Sie mich Remus.“ Snape verschluckte sich bei diesen Worten an dem Schluck Wasser, den er eigentlich getrunken hatte, um seinen Kopf wieder frei zu bekommen. Er hatte Mina und Remus aus den Augenwinkeln beobachtete, und gesehen, wie Lupin eine Hand auf Minas Schulter legte, während er sprach. Mina wand sich nun dem Zaubertränkemeister zu. „Oh, Professor Snape, ich habe Sie gar nicht kommen hören. Ist alles in Ordnung?“, sie schaute ihn leicht besorgt an. Als Snape wieder zu Luft gekommen war, schüttelte er nur knapp den Kopf. Als sie merkte, dass es ihm wieder gut ging, fuhr sie unbekümmert fort: „Wissen Sie, Professor Lupin…“ „Remus!“, verbesserte sie Lupins Stimme neben ihr. Mina kicherte: „Ja, Remus, war so freundlich mir direkt Besuche in seinem Unterricht anzubieten. Ich bin wirklich ganz gespannt, was mich dort erwartet.“ Snape presste die Lippen aufeinander und nickte. Wann, um Merlins Willen, erschienen endlich diese verdammten Speisen auf dem Tisch, damit endlich niemand mehr mit ihm sprechen wollte.
„Wissen Sie, Miss Summer“, knurrte er schließlich, „ich weiß nicht, ob es so sinnvoll ist, Ihre kostbare Zeit in Lupins Unterricht zu vergeuden. Professor Dumbledore sagte Ihnen doch bereits, dass Kräuterkunde, Pflege magischer Geschöpfe und Zaubertränke viel eher von Ihnen besucht werden sollten.“ Mina lächelte ihn an und legte eine Hand auf seinen Oberarm. „Sie haben natürlich Recht, Professor“, und an Lupin gewand fügte sie hinzu, „Ich werde wohl morgen in der ersten Stunde zuerst Professor Snape in seinen Unterricht begleiten, Remus. Aber ich komme gerne am Nachmittag zu dir.“ Noch immer lag ihre Hand locker auf Snapes Arm und er hatte das Gefühl, dass seine Haut durch seine Robe hindurch verbrennen würde. Jetzt beugte sie sich noch etwas weiter zu ihm, als wären ihre nächsten Worte ein Geheimnis zwischen ihnen. „Dann komme ich morgenfrüh in Ihren Unterricht, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ Snape spürte für einen Moment ihren Atem an seinem Ohr, dann setzte sie sich wieder gerade an ihren Platz. Eine Antwort des Zaubertränkemeisters erübrigte sich glücklicherweise, da im selben Moment das Essen mit einem lauten Plopp auf den Tischen erschien.
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Viele Grüße, Laura
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